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Auf dem Foto ist der Greifarm des Kommissionierautomaten zu sehen, wie er ein Medikament vom Förderband mit Vakuum ansaugt und zum Transport in das Regal festklemmt.

Philosophie

Im Interview mit dem Merkurstab

Im Interview mit dem Merkurstab durfte ich über die in der Apotheke gelebten Werte berichten. Für diese Gelegenheit möchte ich dem Merkurstab danken! Sie können das Interview als PDF hier kostenlos herunterladen.

Apotheke heute? Wie wird sie sich verändern?

Eine Apotheke ist ein Dienstleistungsunternehmen, ein sich selbst finanzierendes Wirtschaftsunternehmen ohne staatliche Zuwendung mit einer wichtigen sozialen Funktion: Der Mensch steht im Mittelpunkt.

Wie viele Kunden besuchen am Tag die Apotheke, wie viel nehmen Sie durchschnittlich mit? Wie viele Artikel lagern in der Apotheke und was zahlt diese dafür an Zinsen für Einkaufskredite? Rund um eine Apotheke drehen sich heute viele Zahlen, so viele, dass mehr und mehr beschließen einfachere Arbeitsumgebungen im Ausland zu finden. Dazu kommt die Gesundheitsreform: Wussten Sie, dass Rezepte einen Anteil von ca. 70% des Umsatzes einer Durchschnittsapotheke ausmachen, damit aber nur ca. 1/3 der Kosten gedeckt werden können? Sie ist ein interessanter Arbeitsplatz, hat sie sich gemausert oder einfach nur verändert? Weg vom "akademischen Schubladenzieher" (noch gibt es auch den) hin zum modernen Dienstleistungsunternehmen, zu Ihrem Vertrauenspartner. Was meinen MitarbeiterInnen und mir große Freude am Beruf macht sind Sie, die Menschen. Sie kommen nicht nur mit einem Rezept und gehen mit dem Resultat der Rezeptbelieferung wieder. Sie sind irgendwie individueller geworden, viele jedenfalls.
Täglich haben wir es in der Apotheke mit Ihnen zu tun, den Menschen. Eilige Menschen, kranke Menschen, freundliche Menschen, grantige Menschen, Menschen mit Zeit, Menschen ohne Zeit, Menschen mit Fragen, Menschen, deren Kinder im Auto warten. Menschen, die es offensichtlich gelernt haben sehr gute Kunden zu sein und solche, die noch einen weiten Weg zu diesem Ziel haben. Diesen helfen wir jedes mal gerne auf's Neue.

Menschen die uns gerne mögen, die wir gerne mögen, solche eben, auf die wir uns freuen. Gesunde Menschen, die vielleicht nur eine der neuesten Zeitungen holen möchten, Menschen, die in verblüffender Weise einen von uns gesucht haben, ein Gespräch gesucht und gefunden haben. Und dann sind da die Menschen, die nur eine Kopfschmerztablette brauchen oder Sonnencreme.

Endlos viele scheinen es zu sein, sind alle anders? Ist jeder ein eigener Mensch? Sind sie alle auch dabei sich zu wandeln, oder wandelt sich nur unser Berufsfeld? Selbst die selben Menschen sind nicht jedes Mal gleich, wenn sie zu uns kommen!

Eine Reihe von Medikamenten in einem Regal, auf einem Etikett ist "Paracetamol" zu lesen.

Wir ApothekerInnen haben früher Arzneimittel hergestellt, das macht heute hauptsächlich die pharmazeutische Industrie. Uns eröffnen sich dafür völlig neue Gebiete: Wir machen individuelle Arzneimittel, speziell auf Sie angepasst, anthroposophische, homöopathische Mischungen, Bachblütenkompositionen, einige Apotheken stellen Medikamente für Tumortherapien her, manche individuelle Ernährungslösungen, Mischlösungen für spezielle Schmerztherapien. Wir haben ein großes Dienstleistungsprogramm vom Verleih medizinischer Geräte, über Gesundheitsberatung für (Fern-)reisende bis zur Bestimmung von Blutwerten und vieles mehr. Ab und zu sind wir die Klagemauer, wir spüren dann, wie nötig es unser Gegenübermensch hat und wie wichtig es ist, dass die Apotheke individuell bleibt.

Die Apotheke als Auskunftsstelle

Auch spezielle Fragestellungen können kompetent über den Zugang der neuen Medientechnologie gelöst werden. Wir wissen nicht alles, wir wissen aber immer wo und wie wir kompetente Ansprechpartner finden. Für die Zukunft möchten wir gerne einiges wandeln, entwickeln, wie unsere Litfasssäulenfunktion: Wir möchten mehr Kontakte knüpfen zu allen möglichen Therapeuten, zu allen im Heilwesen tätigen Menschen, die offen sind für Neues. Die auch eine fruchtbare Zusammenarbeit suchen mit uns und mit ihren künftigen Patienten. Oft werden wir gefragt: wer könnte mir denn weiterhelfen?

Ganz andere Fragestellungen wie: Verstehen "die" überhaupt etwas von biologischen Heilmethoden, von Homöopathie, von anthroposophisch erweiterter Heilkunst, von Bachblüten, von den physikalischen Therapien, von den Körpertherapien, wie unterscheidet sich die Familienaufstellung nach Hellinger von diesem und jenem begegnen uns auch nicht selten. Ganz anders sind Kunden mit einer Frage zwischen den Zeilen: sind das nur noch Müslis? Wissen die noch was eine klassische Kopfschmerztablette ist? Welches ist ein kompetenter Facharzt für Störungen im Hormonhaushalt oder welcher Heilpraktiker könnte speziell mir persönlich helfen? Natürlich dürfen wir nicht werten, weder bewerten noch beurteilen, manchmal können wir dennoch spüren, wer wen sucht und zu wem passt. Auch ein vermittelndes Gespräch könnte möglich sein. Machen Sie doch einen Termin!

Gerne greifen wir diese Forumsfunktion auf, gemeinsam möchten wir einen Schritt weiter gehen in die Zukunft, einen Schritt in Richtung unserer Selbstverantwortung für unser aller Gesundheit. Verstehen lernen, Fragen bewegen.

  • Was ist Krankheit, gibt es das überhaupt?
  • Warum bin gerade ich krank, bin ich es überhaupt?
  • Gibt es Hilfe und wo stehe ich mit meinen Fragen, welche Fragen haben andere?
  • Wie geht es in unserem Gesundheitswesen weiter, kann es überhaupt weitergehen?
  • Immer mehr Menschen glauben krank zu sein, warum?

Gesundheitsvorsorge soll nicht ein leerer Begriff des Wahlkampfes bleiben, hier sehen wir ein wichtiges Aufgabengebiet für die Zukunft, ein großes Potenzial an bislang ungeschaffenen Arbeitsplätzen. Wir möchten Ihnen helfen, dafür ein neues Bewusstsein zu schaffen. Wir möchten die Menschen sensibilisieren für ihr eigenes Schicksal, für ihre eigene Aufgabe im Leben. Und auch für das Lernen mit einer Krankheit zu leben. Auch hier bietet sich ein großes Potenzial an Zusammenarbeit mit Menschen an, die auf diesen Gebieten bereits kompetent sind.

Foto des automatisierten Warenlagers, zu sehen sind gläserne Regalböden mit Medikamentenschachteln.

Kann eine Apotheke bestehen bleiben in unserer Zeit mit all ihren neuen Technologien?

Suchen Sie nicht auch bald ihre Gesundheit im Internet Shop? Und wenn nicht, warum nicht? Medikamente mit dem Handy aus der U-Bahn bestellen ist sicher sehr bequem, wenn auch unpersönlich und vollkommen ohne ausreichende Beratung. Wir denken auch über solche Möglichkeiten nach. Doch auch dann soll die Apotheke der Zukunft für Sie da sein, hier werden wir unseren "Menschen" dann einen Wegweiser durch den Dschungel bieten können. Sicher bleiben wir nicht so wie wir waren, auch nicht so, wie wir heute sind oder morgen seien könnten. Wir wollen uns wandeln, weiterentwickeln, mit unseren Kunden und allen anderen, im Gesundheitswesen tätigen Menschen. Hierbei bieten uns moderne Medien vollkommen neue Möglichkeiten.

Jedoch bleibt uns ein entscheidender Vorteil: Wir sind von Angesicht zu Angesicht für Sie da, Sie alle, die zu uns kommen und zu denen wir liefern. Wir hören zu, wir fühlen mit, wir können vermitteln, wir können einen Schritt gemeinsam mit Ihnen gehen. Kann Ihr Computer das?

Wir sind persönlich für Sie da, wenn Sie uns nachts oder am Wochenende benötigen, Sie müssen bei uns nicht auf ein Päckchen warten. Bei uns bestimmen Sie den Zeitpunkt Ihres Besuchs. Wenn es Ihr Wunsch ist, bringen wir Ihnen Ihren Wunsch mit unserem kostenfreien Lieferservice sogar persönlich vor die Haustüre*.

Gerade jetzt stellt sich wieder neu für uns die Frage: sind wir kleinen, öffentlichen Apotheken überhaupt noch gefragt, gewollt in dieser Zeit? In der Zeit, in der Gesetzte keinen Bestand mehr haben, in der jedes Jahr neue, einschneidende Gesetzesänderungen kommen. Gesetzesänderungen, die den Erhalt von familienfreundlichen Arbeitsplätzen immer schwerer machen. Gesetzesänderungen, die besonders an Frauenarbeitsplätzen nagen: mehr als 80% der Arbeitsplätze in öffentlichen Apotheken werden von Frauen besetzt. Kommt die (Versand-)Apothekenkette mit all ihrer kalten Unpersönlichkeit auch in Deutschland, so wird es zu Arbeitsmarktproblemen kommen. Im Moment ist dieses zwar abgewehrt worden, dennoch nicht endgültig vom Tisch, die Lobby schläft nie. Geht der Trend weiter zu großen Apotheken in Supermärkten, draußen auf der „grünen Wiese“, unerreichbar für Menschen mit zum Beispiel Behinderung, also solche die öfter zu uns kommen? Und was machen dann die älteren Menschen, denen schon längst der „Tante Emma Laden“ weggenommen wurde, die so immer mehr auf fremde Hilfe angewiesen sein werden?

Entspringen diese Gedanken einer singulären Stellung im Paradies am schönen Bodensee? Oder holt uns auch hier die Globalisierung immer schneller ein als es uns gelingt neue Wege einzuschlagen? Deshalb möchten wir natürlich auch offene Ohren haben für Ihre ernst gemeinten Vorschläge für unsere gemeinsame Zukunft! Schreiben Sie uns, besuchen Sie uns, rufen Sie uns an! Wir freuen uns auf Sie!

Ihre Barbara Massag